Wie viel verrät das Syrische Internet?

Es klingt paradox: Etwa einen Monat bevor die Proteste gegen das Assad-Regime sich über ganz Syrien verbreiten, öffnet die Regierung das Internet wieder für soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube. Über vier Jahre lang waren diese Seite für InternetnutzerInnen aus dem Land nur über Umwege zu erreichen – obwohl der Zugriff verboten war und teilweise […]

Es klingt paradox: Etwa einen Monat bevor die Proteste gegen das Assad-Regime sich über ganz Syrien verbreiten, öffnet die Regierung das Internet wieder für soziale Netzwerke wie Facebook oder Youtube. Über vier Jahre lang waren diese Seite für InternetnutzerInnen aus dem Land nur über Umwege zu erreichen – obwohl der Zugriff verboten war und teilweise sogar hart bestraft wurde. Zeitungsberichten zufolge war diese Öffnung im Februar 2011 eine Folge der Proteste in Tunesien und Ägypten, da die Regierung ähnlichen Protesten für Pressefreiheit und freien Zugang zum Internet den Wind aus den Segeln nehmen wollte.

Doch als Mitte März die Demonstrationen begannen, dehnte die “Republik der Angst”, wie Syrien häufig genannt wurde, ihre Kontrolle der Bevölkerung auch auf den virtuellen Raum aus: Zum einen wird das Internet in Syrien noch immer zensiert – auch mit Software amerikanischer Firmen – zum anderen gründete sich die “Syrian Electronic Army”, ein Netzwerk, das gezielt im Sinne der Regierung Facebook-Posts und Kommentare verbreitete (bis deren Facebook-Seite gesperrt wurde). Auch Angriffe auf die Server von Medien und oppositionellen Websites scheinen gezielt von der Regierung unterstützt worden zu sein.

Dennoch nutzen auch die AktivistInnen in Syrien das Internet als Informationsquelle: Nur über das Netz können Bilder, Videos und Berichte ins Ausland gelangen, denn den meisten Journalisten wird der Zugang nach Syrien verweigert. Deshalb wurde das syrische Internet bereits mehrfach abgeschaltet, um die Planung von und Berichterstattung über Demonstrationen zu behindern. Aber auch strategisch wird da Internet zum Medium für die AktivistInnen: Wenn in bestimmten Regionen oder Städten mit Angriffe des Militärs vorbereitet werden, ist das Internet das erste, was abgeschaltet wird.

Aber auch hier werden die AktivistInnen erfinderischer, denn immer mehr Kommunikation erfolgt inzwischen direkt über Satelliteninternet – und bis ins Weltall reicht der Arm des syrischen Geheimdienstes noch nicht.