Videointerview: Erwartungen zu Beginn von Genf II

Wir haben von AktivistInnen ein Video mit einer Umfrage in den belagerten Gebieten von Ost-Ghouta, fast unmittelbar angrenzend an die Innenstadt von Damaskus bekommen. Sie haben die Menschen gefragt, was sie von den Verhandlungen in Genf II halten, was sie erwarten und sich wünschen. Wir haben die Interviews übersetzt und hier aufgeschrieben. Interview 1 ab […]

Wir haben von AktivistInnen ein Video mit einer Umfrage in den belagerten Gebieten von Ost-Ghouta, fast unmittelbar angrenzend an die Innenstadt von Damaskus bekommen. Sie haben die Menschen gefragt, was sie von den Verhandlungen in Genf II halten, was sie erwarten und sich wünschen. Wir haben die Interviews übersetzt und hier aufgeschrieben.

Interview 1 ab 0.08: Meiner Meinung nach steht das gesamte syrische Volk hinter einer politischen Lösung. Wir unterstützen das, allerdings gibt es auch bestimmte Dinge, die wir erwarten: Dass die Verbrechen, die von Assad und seiner Armee begangen wurden, verurteilt werden und dass die Bombardierung aufhört. Assad muss abgesetzt werden und er, das Militär und die internationalen Kräfte, die ihm zur Seite stehen gegen das syrische Volk, müssen für all die Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden. Ich denke, Genf II wird diesbezüglich wohl scheitern. Die internationale Gemeinschaft hat es ja nicht einmal geschafft durchzusetzen, dass die belagerten Gebiete mit Brot versorgt werden. Ich denke es wird nach Genf II weitergehen. Genf III, Genf IV, Genf V…

Interview 2 ab 1.07: Die Konferenz in Genf II ist ein Hohn für das syrische Volk und alle diejenigen, die ihr Leben lassen mussten. Die Öffnung der Belagerung ist für uns das Wichtigste – und für die Kinder hier! Aber die arabischen, islamischen und westlichen Staaten spielen ihre falschen Spiele auf dem Rücken des syrischen Volkes. Von so einer Grausamkeit haben wir vorher noch nie gehört!

Interview 3 ab 1.57: Als Aktivist und Bewohner eines belagerten Gebietes kann ich bestätigen, dass die Menschen hier nun für alles eine Lösung benötigen. Nach Kämpfen und Kriegen finden immer Verhandlungen statt. Falls der Gedanke von Genf II ist, eine Lösung für die SyrerInnen zu finden und die Freiheit und Hoffnungen zu verwirklichen, aus deren Grund die SyrerInnen einst die Revolution begannen – dann begrüßen wir Genf II. Falls Genf II jedoch nur das Ziel verfolgt, internationalen Mächten für ihre Interessen eine Bühne zu liefern, lehnen wir diese Konferenz ab.

Interview 4 ab 2.50: Das Problem ist doch, dass es in Genf seitens der internationalen Gemeinschaft um etwas ganz anderes geht, als um die syrische Revolution. Es geht um Vereinbarungen, die zwischen Russland und Amerika bezüglich der Region getroffen werden. Ein neues “Sykes-Picot-Abkommen” quasi, eine Neuaufteilung der Region. [Im Sykes-Picot-Abkommen legten britische und französische Diplomaten willkürlich die Grenze zwischen Syrien und der Türkei fest. Anm. d. Übers.]. Das syrische Volk interessiert doch überhaupt niemanden. Wenn es also tatsächlich notwendig ist, an Genf II teilzunehmen, dann würde ich gerne daran erinnern, dass es hier drinnen Menschen gibt, die belagert werden. Und manche von diesen Menschen hoffen darauf, dass es nach Genf II neue Lösungsansätze und eine Verbesserung der Situation geben wird.

Interview 5 ab 3.35: Ehrlich gesagt, seit Beginn der Revolution hat das syrische Volk ehrliche und klare Forderungen gestellt:Die Menschen wollten ihre Freiheit und ihre Würde zurück. Es gibt nun diese Konferenz in Genf, auf der alle Entscheidungen schon von vornherein von den USA und Russland geplant und festgelegt werden und diese Entscheidungen werden dann einfach auf den Tisch gepackt und das syrische Volk hat sich daran zu halten. Ich lehne sowohl Genf II als auch alle andere Konferenzen ab, solange zum Beispiel bei den hungrigen Menschen hier in den belagerten Gebieten nicht einmal das Nötigste zum Überleben ankommt. Eine solche Konferenz sollte Lösungen für alle diejenigen bringen, die während der Revolution gelitten haben, verletzt wurden, ihre Heimat verlassen mussten oder hungrig in diesem kalten Winter überleben müssen. Und ich erwarte von einer Konferenz wie Genf II, dass sie diesen Menschen ihre Würde zurück gibt. Wenn Genf II das nicht verwirklichen kann, dann interessiert es mich nicht. Und die Spiele, die dort von der internationalen Gemeinschaft gespielt werden, die nehmen uns eher noch unseren letzten Rest Würde!

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