Letzten Freitag in Maarat an-Numan nahe Kafranbel: Die Bevölkerung fordert den Sturz des Regimes.

2011 wie 2016: Die Freitagsdemonstrationen gehen weiter

Die großen Freitagsdemonstrationen, die seit Beginn der Revolution in Syrien 2011 unter verschiedenen Motti landesweit stattfanden, werden seit der Waffenruhe im großen Stil fortgesetzt. Scheinbar unberührt vom Blutvergießen und der massiven Gewalt der letzten 5 Jahre fordert die syrische Bevölkerung in friedlichen Protesten das Gleiche wie am Anfang: Den Sturz des Regimes. “Wir haben keine […]

Letzten Freitag in Maarat an-Numan nahe Kafranbel: Die Bevölkerung fordert den Sturz des Regimes.

Die großen Freitagsdemonstrationen, die seit Beginn der Revolution in Syrien 2011 unter verschiedenen Motti landesweit stattfanden, werden seit der Waffenruhe im großen Stil fortgesetzt. Scheinbar unberührt vom Blutvergießen und der massiven Gewalt der letzten 5 Jahre fordert die syrische Bevölkerung in friedlichen Protesten das Gleiche wie am Anfang: Den Sturz des Regimes.

“Wir haben keine Angst mehr”, rufen Demonstranten heute wie bereits vor 5 Jahren. Dabei hat Präsident Bashar Al-Assad viele Methoden, seinem widerständigen Volk Angst zu machen – mit willkürlicher Gewalt, mit der Inhaftierung oder Ermordung friedlicher Demonstranten und Aktivisten, mit Fassbomben, Giftgasangriffen, Foltergefängnissen und der Belagerung und dem Aushungern ganzer Stadtteile.

Doch die Menschen haben die Idee ihrer Revolution nicht aufgegeben. Kaum herrscht nach der Einigung zwischen den USA, Russland, dem Regime und etwa 100 Rebellengruppen ein paar Tage Waffenruhe – und auch das nur beschränkt, denn in einigen Teilen des Landes gab es weiterhin Angriffe mit Fassbomben und der russischen Luftwaffe, teilweise auch Provokationen mit Schusswaffen und Granaten – gehen die Menschen landesweit auf die Straße.

104 Demonstrationen allein am letzten Freitag

Bereits letzten Freitag erreichten uns den ganzen Tag über Meldungen von Aktivisten über größere und kleinere Demonstrationen u.a. im belagerten Talbiseh, in Homs und Atareb. 104 Demonstrationen soll es allein an diesem Tag gegeben haben. Die Stimmung dabei war ausgelassen, als hätten die Menschen fünf Jahre lang darauf gewartet, singend und tanzend die Revolutionsflaggen zu schwenken.

homs
“We want freedom”: Letzten Freitag in Talbiseh, Homs

Es gibt sie noch, die junge Zivilgesellschaft. Die, die den Sturz des Regimes fordert, um ein friedliches, demokratisches, auf Menschen- und Minderheitenrechten beruhendes Syrien aufzubauen. „Wir werden bleiben, ob es ihnen gefällt oder nicht”, wird eine junge Frau aus Aleppo im Heinrich von Arabien-Blog zitiert. „Ich hätte längst weggehen können, wenn ich weggehen wollen würde“.

Immer wieder freitags

Seit dem Ausruf es Notstandsgesetzes durch die Assad-Familie 1963 besteht in Syrien u.a. ein striktes Versammlungsverbot. Wer es bricht, muss mit brutalen Strafen von Folter bis hin zum Tod rechnen. Die Freitagsgebete in den Moscheen boten die einzige Möglichkeit, sich in größeren Gruppen zu organisieren und festigten sich damit als Ausgangspunkt der zahlreichen Demonstrationen der Revolutionäre.

Heute morgen fanden bereits die ersten Proteste ins Homs statt. Es ist stark davon auszugehen, dass es auch heute wieder landesweit zu großen Demonstrationen kommen wird.

Es gibt sie noch, die syrische Zivilgesellschaft – und in der Waffenruhe wird sie wieder sichtbar. Allen Widrigkeiten zum Trotz legen zivile AktivistInnen mit friedlichen, selbstorganisierten Projekten wie Untergrundschulen, Stadtverwaltungen und Medienzentren das Fundament für eine zukünftige demokratische Gesellschaft. Helfen Sie, diesen zivilen Aufbruch zu unterstützen!

Jetzt spenden!

Herzlichen Dank!