Syrien – Außerhalb und Innerhalb: Presseschau 29. April

Lana Asfour berichtet auf opendemocracy über die schwierige Lage syrischer Flüchtlinge im Libanon. Das Land, in dem gerade nach 11 Monaten politischer Sackgasse eine neue Regierung formiert werden konnte, ist mit der hohen Zahl syrischer Flüchtlinge überfordert. Libanon hat 4 Mio. Einwohner, die Anzahl der Flüchtlinge dürfte dieses Jahr auf 2 Mio. ansteigen. Dabei ist […]

Lana Asfour berichtet auf opendemocracy über die schwierige Lage syrischer Flüchtlinge im Libanon. Das Land, in dem gerade nach 11 Monaten politischer Sackgasse eine neue Regierung formiert werden konnte, ist mit der hohen Zahl syrischer Flüchtlinge überfordert. Libanon hat 4 Mio. Einwohner, die Anzahl der Flüchtlinge dürfte dieses Jahr auf 2 Mio. ansteigen. Dabei ist der kleine Staat, dessen Kollaps vorerst noch vermieden konnte, höchst anfällig für regionale und internationale Spannungen – konfessioneller und politischer Natur. Libanon muss jedoch trotzdem die größte Last der syrischen Flüchtlingskrise tragen (siehe UNHCR). Das äußert sich darin, dass die Bedingungen für Flüchtlinge nach den Worten von Ninette Kelly von UNHCR einer “human catastrophe” gleichen. Nur die wenigsten könnten es sich leisten, Wohnungen zu mieten; während die meisten in Garagen oder halbfertigen Gebäuden ohne Wasser und Strom lebten. Letztes Jahr hätten sich mehrere Zeltstädte formiert. Das versprochene Geld von Kreditgebern würde nur teilweise an das UNHCR oder andere Hilfsorganisationen gehen, welche damit wiederum nur Nothilfe leisten können. So könnten z.B. chronische Krankheiten oftmals nicht behandelt werden, sodass daran laut Schätzungen mehr Menschen sterben als unmittelbar im Bürgerkrieg. Asfour verweist darauf, dass es sich mit Blick auf den nicht enden wollenden Bürgerkrieg in Syrien hierbei nicht um ein temporäres Problem handelt, dass sich von selbst lösen wird, indem die Flüchtlinge wieder nach Syrien zurückkehren – sondern, dass dringend internationale Hilfe von Nöten ist.

Währenddessen finden syrische Flüchtlinge in der autonomen Region Kurdistan im Norden des Irak relative Stabilität vor. Von den 250.000 Flüchtlingen, von denen ein Großteil Kurden sind, leben ca. 120.000 in Städten wie Erbil oder Dohuk, während die restlichen Flüchtlinge auf 10 Camps in der Region verteilt sind. Doch im Gegensatz zu Flüchtlingscamps in der Türkei und dem Libanon haben die Flüchtlinge in den irakischen Camps die Möglichkeit, ihr Leben neu aufzubauen. Ali Al-Arian berichtet für Al-Jazeera, dass Camps wie Domiz und Kawergosk zwar quasi Zeltstädte sind, die Zelte jedoch teilweise durch permanente Strukturen ersetzt werden. Außerdem gibt es in den Camps Wasserversorgung und kleine Schulen, welche von den UN bereitgestellt wurden. NGOs verteilen Decken und andere Utensilien. Außerdem hat die kurdische Regionalregierung (KRG) vielen Flüchtlingen eine Arbeitserlaubnis erteilt, sodass sie teilweise außerhalb des Camps arbeiten können oder im Camp kleine Barbierläden, Schuhgeschäfte oder Restaurants betreiben können. Diejenigen, die außerhalb des Camps arbeiten, geben ihr Geld in diesen kleinen lokalen Geschäften aus, was wiederum zu einer ökonomischen Selbstständigkeit der Camps beiträgt. Ein 4-minütiges Video vermittelt Meinungen einzelner Flüchtlinge, der KRG sowie einer Mitarbeiterin des UNHCR. Allerdings sei es für die Flüchtlinge schwierig, Kurdistan-Irak aus Syrien zu erreichen. So berichten viele von tagelangen Fußmärschen ohne Trinken oder Nahrung.

Das Vorenthalten von Nahrung und Versorgung ist auch eine maßgebliche Taktik des syrischen Regimes. So zeigen offizielle UN-Berichte, dass die Strategie des Assad-Regimes aufgeht, die Rebellen durch Aushungern zum Aufgeben zu bewegen.  John Hudson berichtet im Sydney Morning Herald über die Resolution des UN-Sicherheitsrates, die verlangt, dass Assad Katastrophenhelfern sofortigen Zugang gewähren muss. Demnach würden neue Daten zeigen, dass die schon Jahre andauernden Anstrengungen der UN um Nothilfe Fortschritte machen würden. So haben z.B. im Februar fast 415.000 Menschen in schwer zugänglichen Gebieten Nahrungsmittel erreicht. Allerdings umfasst diese Zahl fast ausschließlich SyrerInnen, die in von der Regierung kontrollierte Gebiete geflohen sind und ausschließlich dort Nahrungsmittel erhalten. Die Methode des Aushungers wird schon seit geraumer Zeit im palästinensischen Flüchtlingslager Yarmouk angewandt – siehe Salim Salamahs Beitrag für Carnegie Endowment – und wird beim Versuch, die Rebellenhochburg in der Altstadt von Homs einzunehmen, als zentrales Mittel eingesetzt. So berichtet Aron Lund auf Carnegie Endowment, dass allein im letzten Monat zwischen 300 und 1000 Rebellen die Altstadt verlassen hätten. Das Regime wie die Rebellen seien sich einig, dass Homs, die ehemalige Hauptstadt der Revolution, bald fallen wird. „We expect Homs to fall“, sagt ein Aktivist aus der Stadt. „In the next few days, it could be under the regime’s control.”

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