„Sandy“ rächt Assad, Konflikte zwischen Rebellen und Kurden, Einblicke aus Damaskus – Netzschau 31.10.12

Um die aktuelle Netzschau mit einer heiteren Note zu beginnen, verweisen wir auf den neuesten Verschwörungsquatsch, den die Washington Post ausgegraben hat. Auf einer pro-Assad Facebook-Seite war zu lesen, der Hurrikan „Sandy“ sei von pro-Assad- und iranischen Kräften mit technischem Know-how an die USA gesendet worden, um Assads Syrien zu rächen… John Pedro Schwartz gibt […]

Um die aktuelle Netzschau mit einer heiteren Note zu beginnen, verweisen wir auf den neuesten Verschwörungsquatsch, den die Washington Post ausgegraben hat. Auf einer pro-Assad Facebook-Seite war zu lesen, der Hurrikan „Sandy“ sei von pro-Assad- und iranischen Kräften mit technischem Know-how an die USA gesendet worden, um Assads Syrien zu rächen…

John Pedro Schwartz gibt in der Foreign Policy einen aktuellen und detaillierten Einblick in die Stimmung in Damaskus. Er beschreibt die Zerstörung in vielen (sunnitisch dominierten) Vororten von Damaskus wie Zamalka im Osten der Stadt. In viele der anti-Assad-Vororte kann man per Taxi nicht mehr gelangen, die Fahrer fürchten sich schlicht vor der Gefahr. Trotzdem gibt es immer noch Gegenden in Damaskus – wie Jaramana – die von der Gewalt um sie herum unberührt scheinen. Der lange Bericht ist sehr lesenswert. Schwartz stellt fest, dass sich im Gegensatz zum letzten Jahr die Stimmung erheblich verändert hat. Seien damals alle noch vom guten Ausgang für ihre Seite ausgegangen, habe sich nun Resignation und Angst breitgemacht. Es herrscht die Ungewissheit vor der Zukunft.

Beunruhigende Nachrichten werden vom Daily Star auch aus dem Norden Syriens berichtet. Das syrische Observatorium für Menschenrechte hat bekannt gegeben, dass am Montag ein kurdischer Häftling der Rebellen an den Folgen seiner Folter gestorben ist. Er sei einer von 120 kürzlich freigelassenen Häftlingen gewesen. Bereits am Freitag gab es bei Gefechten zwischen Rebellengruppen und kurdischen Milizen ca. 30 Tote und 200 Verhaftungen. Rami Abdel Rahman verurteilt die Vorgehensweise mancher Rebellen, die der des Regimes ähnelt. Er meint, darüber dürfe nicht geschwiegen werden. Die letzten Eskalationen zwischen Rebellen und Kurden schüren die Angst vor einem größeren Konflikt in Nordsyrien. Währenddessen berichtet CNN, dass die kurdische PYD und Teile der Rebellen über einen Waffenstillstand verhandeln. Der Konflikt beider Gruppen brach in Aleppo auf, als Rebellen ein kurdisch kontrolliertes Gebiet einnehmen wollten.

In einem eher heiteren Artikel setzt sich die englisch-sprachige Al-Akhbar mit der Hisbollah, deren Verwicklung in Syrien sowie dem Potential von Chuck Norris für die Hisbollah auseinander. Weiterhin nimmt Al-Akhbar die fragliche Expertise mancher Korrespondenten auseinander, wenn sie jemand namens „Abdul“ oder „Shoaip“ als Informanten nennen oder ihr Verständnis des Arabischen nur für die derbsten Flüche reicht.

Nicht ganz brandneu, aber trotzdem interessant ist die Darstellung der International Crisis Group (ICG) über die jihadistischen Gruppen in Syrien. Der Bericht bietet eine kenntnisreiche Analyse der Gründe für den Aufstieg des Salafismus in Syrien. Dieser geht auf das Unvermögen der Opposition, aber v.a. auf das militärische Patt in Syrien zurück, sodass Salafismus aus verschiedenen Gründen Auftrieb erhält. Interessanterweise vergleicht die ICG den Salafismus der Opposition mit dem Gewaltkult und der übersteigerten Verehrung der Präsidentenfamilie, die bei manchen Alawiten derzeit gewichtige Züge annimmt. Beide Strömungen seien jedoch nicht unumkehrbar.

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