Presse- und Blogschau – Kriegsfotograf: “Schlimmer als Srebrenica”

In dieser Woche erlebte Syrien eine erneute Eskalation der Gewalt mit über 170 Toten am gestrigen Donnerstag und einer fortschreitenden (medialen) Undurchsichtigkeit in Bezug auf das, was hinter den Kulissen passiert. Im Gegensatz zu vermeldeten und umgehend bestrittenen Plänen der USA und Großbritanniens zu einem sicheren Geleit Assads in die Schweiz scheinen die Waffenlieferungen Russlands […]

In dieser Woche erlebte Syrien eine erneute Eskalation der Gewalt mit über 170 Toten am gestrigen Donnerstag und einer fortschreitenden (medialen) Undurchsichtigkeit in Bezug auf das, was hinter den Kulissen passiert.

Im Gegensatz zu vermeldeten und umgehend bestrittenen Plänen der USA und Großbritanniens zu einem sicheren Geleit Assads in die Schweiz scheinen die Waffenlieferungen Russlands an selbigen stattgefunden zu haben.

Die besorgten USA steuern dagegen: Der New York Times zufolge unterstützt die CIA ausgewählte Rebellen von der türkischen Grenze aus in dem Versuch, den bewaffneten Aufstand zu kontrollieren. Dadurch versuchten sie u.a. zu rekrutieren und Waffen von mit terroristischen Gruppierungen wie Al Qaida in Verbindung stehenden Aufständischen fern zu halten.

In der taz erklären Andrea Jud und Mareike Transfeld kategorisch: “Warum politische Kompromisse in Syrien nicht greifen”. Insbesondere die sogenannte “Jemenitische Lösung”, d.i. das moderierte Aushandeln eines Kompromisses zwischen alter Elite und Opposition, halten sie im Falle Syriens für nicht tragfähig. Fazit: “Und während die Internationale Gemeinschaft diskutiert und auf einen Placeboeffekt hofft, geht in Syrien das Blutvergießen weiter.”

Für viel Wirbel sorgten neben der politischen Großwetterlage  auch Einzelschicksale: So flüchtete ein syrischen Air-Force-Pilot mitsamt seines Flugzeuges symbolträchtig über die Grenze nach Jordanien, wo er Asyl suchte und fand. Syriens Verteidigungsminister war not amused, bezeichnete Oberst Hassan al-Mirei Hamade als “Verräter” und berichtete über Verhandlungen mit der jordanischen Regierung, zumindest den Kampfjet zurück zu erhalten.In einer dpa-Meldung ist von Auflösungserscheinungen des Regimes die Rede, da neben dem Air-Force-Piloten vier verbrüderte Offiziere aus Aleppo ebenfalls flüchteten und sich in einer Videobotschaft vom Regime lossagten. Auch die Loyalität ranghoher Minister und Funktionäre sei nicht mehr gesichert.

Jasna Zajcek berichtete in der taz über den Kriegsphotographen Robert King, den sie nach seinem Einsatz in Homs, in dem er u.a. das Feldlazerett von Dr. Kasim in Baba Amr dokumentierte zu Wodka und Joint in Beirut traf. “Es war schlimmer als Srebrenica”, so King.

Auch Austin Tice, Reporter der Washington Post war “Among Syrian Rebels und beschreibt, aus welchen Menschen sich die Free Syrian Army zusammen setzt.

Eine hörenswerte Audioreportage von Martin Durm (SWR) anlässlich des Internationalen Flüchtlingstages am vergangenen Mittwoch zu syrischen Flüchtlingen und AktivistInnen in der Türkei gibt es auf tagesschau.de.

Wir stellen wöchentlich eine Presse- und Blogschau über Syrien zusammen. Dabei liegt unser Fokus auf der Rolle der AktivistInnen des Aufstands.