Die Kriegswaffen Assads

Jabhat al-Nusra versucht Kafranbel zum Schweigen zu bringen

Die dschihadistische Miliz Jabhat al-Nusra – die Vertreter al-Qaidas in Syrien – geht gegen die international bekannten AktivistInnen von Kafranbel vor. Der Journalist Raed Fares wurde wegen einer Meinungsäußerung auf Facebook festgesetzt. Raed ist zentrales Mitglied der Gruppe aus Kafranbel, die mit ihren bekannten Bannern aktuelle internationale Entwicklungen aus syrischer Perspektive kommentiert. Mittlerweile wurde er […]

Die Kriegswaffen Assads

Die dschihadistische Miliz Jabhat al-Nusra – die Vertreter al-Qaidas in Syrien – geht gegen die international bekannten AktivistInnen von Kafranbel vor. Der Journalist Raed Fares wurde wegen einer Meinungsäußerung auf Facebook festgesetzt. Raed ist zentrales Mitglied der Gruppe aus Kafranbel, die mit ihren bekannten Bannern aktuelle internationale Entwicklungen aus syrischer Perspektive kommentiert. Mittlerweile wurde er freigelassen, muss sich aber für seine Meinungsäußerung vor einem Sharia-Gericht verantworten – und dafür, dass der Radiosender bei dem er arbeitet, Musik sendet.

Jabhat al-Nusra sieht sich gerne als Opposition zum Assad-Regime – und geht doch gegen bekannte Oppositionelle vor. Am 10. Januar verschafften sich al-Nusra Kämpfer in Kafranbel gewaltsam Zutritt zum Medienbüro und Radiosender, indem sie die Türen eintraten. Im Medien-Büro hielten sie die Journalisten Raed Fares und Hadi Abdullah gefangen, durchsuchten die Büros und nahmen Laptops, Telefone und Kameras mit. Sie zerstörten auch Grafitti an den Wänden und zwangen die alle, auf die Fahne der Syrischen Revolution zu treten. Als Grund ihrer Verwüstung gaben die Nusra-Kämpfer den Facebook-Post (engl. Übersetzung) an und sagten, sie wollten keine Medien.

Bewohner Kafranbels fordern, dass das Leiden in Syrien ein Ende hat.
Bewohner Kafranbels fordern, dass das Leiden in Syrien ein Ende hat.

Deutlich zeigt sich die wahre Farbe von Jabhat al-Nusra durch die Gefangennahme der beiden Journalisten, schreibt ein Aktivist der Syrischen Revolution aus Kafranbel. Die Bewohner der Stadt Kafranbels sind durch ihre aktuellen Kommentare der internationalen Entwicklungen aus syrischer Perspektive bekannt – häufig mit englischen Bannern und bunt gestalteten Karikaturen. Die Sprüche und Zeichnungen auf den Bannern zeigen sarkastisch die Situation in Syrien und weisen auf das Versagen der Internationalen Gemeinschaft in diesem Krieg. Die Stadt und ihre BewohnerInnen gelten als oppositionell und wurden schon häufiger von radikalen Islamisten bedroht.

Mittlerweile wurde Raed Fares wieder freigelassen. Jabhat al-Nusra wirft ihm vor, er hätte ein Post auf Facebook geschrieben, das den Islam verunglimpft und, dass Fresh Radio Musik spiele. Fares hat sich in diesem Post dafür ausgesprochen, dass Bildung wichtiger ist, als die Kleidung von Frauen. Für die Freilassung einigte sich sein Kollege Hadi mit al-Nusra auf die folgenden vier Punkte:

  1. Raed Fares musste zustimmen, dass der Post den Islam falsch auslegt.
  2. Gleichzeitig stimmt al-Nusra zu, dass der gewaltsame Überfall ein Fehler war.
  3. Raed Fares musste sich verpflichten, vor einem Sharia-Gericht zu erscheinen.
  4. Die beschlagnahmten Geräte aus dem Medienbüro werden zurückgegeben.

Das Vorgehen von al-Nusra zeigt, dass die Dschihadisten sich nicht zu einer Gesellschaft mit Meinungsfreiheit bekennen, was eins der Ziele der syrischen Revolution von 2011 war.

Medienschaffende und Bürgerjournalisten werden in Syrien bedroht – sowohl durch das Assad-Regime als auch durch bewaffnete Oppositionelle. Landesweit unterstützt Adopt a Revolution Medienbüros, damit die AktivistInnen über aktuelle Ereignisse und Menschenrechtsverbrechen berichten können. Helfen Sie mit, stärken sie unabhängige Medienarbeit in Syrien mit Ihrer Spende!

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Weitere Informationen zu Kafranbel: Aktivisten im Interview über russische Angriffe