“Katz-und-Maus-Spiele” an der Grenze, Parks werden zu Friedhöfen – Netzschau 14. September

Fundiert und nüchtern führen Yassin Al Haj Saleh und Rime Allaf auf Open Democracy die jüngst aufgekommene Kritik an dem bekannten Journalisten Robert Fisk fort. Besonders kritisiert wird sein Artikel über das Daraya-Massaker: Fisk, so die Autoren, habe sich laut Aussage der Aktivisten aus Daraya nie mit ihnen getroffen, geschweige denn mit ihnen gesprochen. Zugleich kritisieren […]

Fundiert und nüchtern führen Yassin Al Haj Saleh und Rime Allaf auf Open Democracy die jüngst aufgekommene Kritik an dem bekannten Journalisten Robert Fisk fort. Besonders kritisiert wird sein Artikel über das Daraya-Massaker: Fisk, so die Autoren, habe sich laut Aussage der Aktivisten aus Daraya nie mit ihnen getroffen, geschweige denn mit ihnen gesprochen. Zugleich kritisieren die Autoren die so genannten etablierten Medien: “[S]till, the established media, insinuating that only it could really be trusted, covered these events with an ever-present disclaimer that these images could not be independently verified.” Die Arbeit der Menschen vor Ort, die ständig und unter großer Gefahr für ihr eigenes Leben Texte, Bilder und Videos an die Welt außerhalb Syriens gegeben haben, sei damit von Anfang an als tendenziell eher unglaubwürdig eingestuft worden.

Die Ausfuhr von technischen Überwachungssystemen soll laut dem deutschen Außenminister Westerwelle EU-weit verboten werden, berichtet die Zeit. Siemens und andere deutsche Firmen hatten in der Vergangenheit Hardware und Software unter anderem auch ans syrische Regime geliefert. Typischerweise verschanzen sich die Firmen hinter der aktuell gültigen gesetzlichen Regelung, dass die Ausfuhr von Überwachungstechnik nur dann genehmigungspflichtig sei, wenn sie direkt für militärische Zwecke bestimmt sei. Ob der Vorschlag Westerwelles mehr als ein Lippenbekenntnis ist, darf wohl bezweifelt werden.

Die Nachrichtenagentur AFP berichtet über das “Katz-und-Maus-Spiel”, das sich syrische Flüchtlinge tagtäglich mit den türkischen Grenzbeamten liefern – auch wenn die Bezeichnung “Spiel” vor dem Hintergrund der traurigen persönlichen Schicksale kaum angemessen ist. Die Türkei lässt nur Syrer mit gültigem Pass ins Land, doch einen solchen Pass zu bekommen, sei auch vor dem Beginn der Revolution schwierig gewesen. Auf Sueddeutsche.de ist dazu ein kurzes Video zu sehen.

NOW Lebanon berichtet, dass libanesische Spezialkräfte Maher al-Moqdad festgenommen haben. Al-Moqdad ist Sprecher eines Clans, der vor wenigen Wochen 20 Syrer und einen Türken gekidnappt hatte. Mittlerweile sind einige der Entführten von der libanesischen Armee befreit worden. Mit den Entführungen wollte der Clan einen in Syrien festgenommenen Verwandten freipressen.

Der französische Journalist Dominique Moisi ruft dazu auf, die syrischen Rebellen mit Abwehrwaffen auszustatten. Konkret fordert er Boden-Luft- und Anti-Panzer-Raketen. Laut der Zeitung Die Welt schließt die französische Regierung Waffenlieferungen an die Opposition aber aus.

Das Damascus Bureau berichtet über Parks in Deir az-Zor, die zu Friedhöfen umgewandelt wurden.

Reuters berichtet über den Vorwurf der USA an das syrische Regime, die brutale Repression gegen die Bevölkerung dazu zu nutzen, sich aus den Inspektionsplänen der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zu winden.

 

Weitere Nachrichten: Der neue UN-Sondergesandte Brahimi hält sich derzeit in Damaskus auf. Erste Einschätzung laut BBC: Die syrische Krise wird immer schlimmer. Papst Benedikt XVI. ist weiterhin im Libanon. Wie The Star Online berichtet, hält er die Arabischen Aufstände für einen “Ruf nach Freiheit”, solange die religiöse Toleranz gewahrt bleibe.

Morgen zeigt Arte um 18.05 Uhr eine Sondersendung zu Syrien und “Die Rebellen von Damaskus”.

 

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