Der syrische Aktivist Fayez – hier ein Foto lange vor seiner Flucht aus Syrien.

Geflohener Aktivist in Deutschland: „Meine politische Arbeit geht weiter“

Als der Aktivist Fayez, 27, in seiner Heimatstadt Menbej von ISIS per Facebook gesucht wird, muss er Syrien und die Projekte, die er dort gemeinsam mit Adopt a Revolution umsetzt, verlassen. Unterwegs auf der Balkanroute bitten wir ihn vor über einem Jahr, seine Geschichte aufzuschreiben, denn Europa nimmt ihm die letzte Würde. Nun haben wir […]

Der syrische Aktivist Fayez – hier ein Foto lange vor seiner Flucht aus Syrien.

Als der Aktivist Fayez, 27, in seiner Heimatstadt Menbej von ISIS per Facebook gesucht wird, muss er Syrien und die Projekte, die er dort gemeinsam mit Adopt a Revolution umsetzt, verlassen. Unterwegs auf der Balkanroute bitten wir ihn vor über einem Jahr, seine Geschichte aufzuschreiben, denn Europa nimmt ihm die letzte Würde. Nun haben wir ihn noch einmal gebeten, für unsere neue Zeitung zu schreiben. Sein Chat von der Flucht mit der Journalistin Julia Tieke ist mittlerweile als Buch erschienen. Lesen Sie seinen Beitrag!

Seit einem Jahr bin ich nun in Neumünster in Schleswig-Holstein. Es ist etwas langweilig hier, aber nicht so schlecht. Viele Leute sind nett, weniger nette gibt es auch – wie überall auf der Welt. Mittlerweile besuche ich den Sprachkurs Niveau 2. In vier Monaten, wenn ich ihn abgeschlossen habe, kann ich umziehen, nach Hamburg oder Berlin. Doch erst werde ich dann in die Türkei reisen, um mich mit AktivistInnen zu treffen. Zusammen wollen wir sehen, was wir weiter machen können gegen ISIS.

Mit vier anderen AktivistInnen aus Nordsyrien, die auch in Neumünster gelandet sind, arbeite ich jeden Tag weiter zu Syrien. Wir sammeln Nachrichten aus den von ISIS besetzten Gebieten und machen Medienarbeit. Einige Frauen aus unserer Gruppe sind in Menbej geblieben. Voll verschleiert haben sie mehr Möglichkeiten, Informationen zu sammeln. Sie schicken uns regelmäßig Berichte über die Gräuel der Dschihadisten und die Arbeit der Opposition. Wir veröffentlichen dann die Geschichten und informieren Medien.

Der Widerwillen gegen ISIS ist in Menbej groß. Aber derzeit können die Leute dort nichts machen, außer sich humanitär zu engagieren. Das ist zwar dringend notwendig, aber viel ist es nicht. Ich hoffe, dass die Freie Syrische Armee gemeinsam mit den kurdischen Kräften der PYD bald auch Menbej erreicht. Vielleicht kann ich dann zurückkehren?

Ich bin sehr froh über das, was Deutschland für die Flüchtlinge tut. Aber es wäre gut, wenn Europa auch etwas für Syrien tun würde. Syrien hat drei Probleme: 1. Diktatur Assad, 2. ISIS-Terroristen und 3. al-Nusra-Islamisten. Wir brauchen endlich Hilfe gegen diese Drei.

Protokoll: Hannah Wettig

Die 5. Ausgabe der Adopt a Revolution-Zeitung vom Dezember 2015. Bestellen und Verteilen!
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