Spätestens seit dem Marsch der Geflohenen von Ungarn nach Österreich ist klar: Merkel hat es in die Herzen der flüchtenden SyrerInnen geschafft. Mit Plakaten, die ihr Portrait zeigten, machten sich die Menschen mit einem konkreten Ziel auf den Weg: Deutschland. Die Ereignisse, die in dieser Zeit passiert waren, haben zu einem regelrechten Hype um die deutsche Bundeskanzlerin geführt: die Entscheidung, SyrerInnen nicht in die Einreiseländer abzuschieben, war hier wohl der ausschlaggebende Grund. Seitdem findet man im Internet immer häufiger Bilder mit dem Gesicht Angela Merkels, die auch liebevoll “Mutter der Geschmuggelten” genannt wird, der Deutschlandfahne im Hintergrund und dem Slogan “Minhebbek. Wir lieben Dich!”, welche skurrilerweise den früheren Bildern Bashar Al-Assads nachempfunden sind.
Wie kommt es dazu, dass das Konterfei des syrischen Diktators so einfach durch das der Bundeskanzlerin ersetzt werden kann? Ein syrischer Aktivist versucht dies zu erklären:
“Wir bedankten uns schon immer, sogar für Dinge, die selbstverständlich sein sollten.
Als der Staat einem Dorf Stromanschluss brachte, das bis in die späten Neunziger noch keinen hatte, veranstalteten die Leute – und zwar im Auftrag der Sicherheitskräfte der Baath Partei – Dankesfeiern für den großen Präsidenten Hafez Al Assad, den früheren Präsidenten… Im Orient ist es so: Wenn jemand dir Geld wiedergibt, das er dir seit Ewigkeiten schuldet, musst du ihm warmherzig dafür danken, und sagen, dass du es gar nicht bräuchtest, was nichts bedeutet, denn du hättest es dringend gebraucht.
Angela Merkel zu danken, startete als normale Reaktion, als sie beschloss, syrische Flüchtlinge aufzunehmen, die bereits in anderen Ländern des Dublin-Abkommens Asyl beantragt hatten, die aber erfolgreich Soldaten austricksen konnten, die ihr Bestes geben, Flüchtlinge an den Grenzen Bulgariens oder an der griechischen Küste abzuhalten. Merkel, die nicht diejenige ist, die die Entscheidung traf, diese Geflüchteten aufzunehmen, wird definitiv all die Dankbarkeit erhalten, da wir es gewöhnt sind, dem Präsidenten zu danken.
Wir bedankten uns bei den Vereinigten Staaten, der EU und allen anderen Ländern, als Obama oder Sarkozy eine Pause beim Golfspielen einlegten, um zu sagen, es tue ihnen Leid, was in Syrien geschieht. Natürlich danken wir Merkel, der Mutter der Geschmuggelten, wie ihr neuer Name unter den Syrern lautet, sie ist doch die “Präsidentin”? Wem sonst sollten wir danken?!
Obwohl es keine wirklichen Bemühungen gibt, den Krieg selbst zu stoppen, lieben wir Deutschland trotzdem und danken Merkel mehr als wir den USA danken, wenigstens hat Merkel die Fingerbdrücke der Syrischen Asylbewerber entfernt. Und wir werden die Fotos von Merkel, Obama und Ki Mon in unsere Schlafzimmer hängen anstelle von Bashar Al Assads Fotos, wir werden uns bedanken, bedanken und bedanken. Sie sind die Präsidenten und wir sind die schwachen Leute, die von einem Tod zum anderen Tod fliehen. Diejenigen, die überleben, müssen diese Dankesnachricht überbringen.”
Mit ihren Projekten und Aktionen vor Ort macht sich die junge syrische Zivilgesellschaft auch frei von den dogmatischen Herrschaftsansprüchen des Assad-Regimes. Wir unterstützen sie dabei seit 2012 – helfen Sie uns hierbei mit Ihrer Spende!
Syrische Zivilgesellschaft stärken!
