Fliegeralarm selbst gemacht

In vielen Orten Syriens haben Aktivisten Frühwarnsysteme aufgebaut, um die Bevölkerung vor Luftangriffen zu warnen. Unsere Partner vom Zivilen Zentrum Erbin bringen ein solches System nun auch in ihre Heimatstadt in Ost-Ghouta.

„Eigentlich braucht es nicht viel“, sagt Abdulsattar, unser langjähriger Partner aus Erbin. „Walkie-Talkies, ein paar Kabel, einen einfachen Schaltkreis, der verschiedene Sirenentöne erzeugen kann – und die Lautsprecher der Moschee.“ Denn das Prinzip des „DIY-Fliegeralarms“ ist eigentlich simpel.

Die Kampfflugzeuge, die Abdulsattars Heimatstadt derzeit jeden Tag bombardieren, starten stets von zwei verschiedenen Luftwaffenstützpunkten. Wenn dort Flugzeuge aufsteigen, schlagen lokale Quellen Alarm – über Telegram-Messenger oder per Walkie-Talkie geben sie Luftschutzaktivisten in der Region Bescheid, in welche Richtung die Flugzeuge fliegen. „Es kommt dann darauf an, von welchem Flugplatz sich ein Flugzeug nähert – bei einem der Flugplätze dauert es ungefähr 15 Minuten, bis sie hier angreifen. Beim anderen Flugplatz sind es nur zwei Minuten.“ Zwei Minuten, um sich selbst und seine Kinder in einem der provisorischen Bunker oder einem Keller in Sicherheit zu bringen – zumindest in relative Sicherheit. Zwei Minuten, die über Leben und Tod entscheiden können.

„Die Aktivisten haben ein Schichtsystem organisiert“, sagt Abdulsattar. „Rund um die Uhr ist jemand dafür verantwortlich, die Informationen im Blick zu haben und, sobald sich ein Angriff anzeichnet, per Walkie-Talkie die Sirenen auszulösen“. Es gibt einen Sirenenton für einen in Kürze drohenden Angriff, einen für unmittelbare Gefahr, einen für Entwarnung. „Die Lautsprecher am Minarett, die normalerweise die Gläubigen zum Gebet rufen, rufen die Leute jetzt in die Keller“.

Mangel an Batterien – und allem anderen

Die meisten benötigten Materialien haben die Aktivisten schon zusammen. Aber der Bedarf an Batterien sorgt für laufende Kosten. Die nahe an Damaskus gelegene Region Ost-Ghouta wird seit langem belagert, es gibt keinen Strom, kaum sauberes Wasser, viele Menschen leiden Hunger, es mangelt an allem. Auch an Batterien. „Wir fragen in der Regel herum, wer noch alte Batterien hat und kaufen sie den Familien ab“, sagt Abdulsattar. Auch halb entladene Batterien seien noch hilfreich, das System benötige nicht viel Strom. Und manche Batterien könne man mit Hilfe von Solarzellen aufladen. Aber alles wird in Ost-Ghouta für viel Geld gehandelt, denn alles ist knapp.

Damit die AktivistInnen des Zivilen Zentrums Erbin das Luftschutz-System an möglichst vielen Orten einrichten und es stabil betreiben können, erhalten sie finanzielle Unterstützung von uns. Mit einer gezielten Spenden an unsere Partner in Erbin und in anderen Städten der belagerten Region Ost-Ghouta können Sie dazu beitragen, Menschen vor Luftangriffen zu schützen

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