Kunst als Ausdruck von Hoffnung, Kinder im Fokus – Presseschau vom 18.10.2014

Die Nachrichten sind voll mit Meldungen über den Kampf gegen den IS. Was passiert aber abseits des militärischen Schlachtfeldes? Orwoa Kanawati berichet auf al-Monitor über das erste Theaterstück, das in Aleppo nach Beginn des syrischen Aufstandes aufgeführt wurde. Salman Muhammad, ein syrischer Aktivist palästinensischer Abstammung, hat die Gruppe „Tariq el-Khebez“ (deutsch: Straße des Brotes) gegründet […]

Die Nachrichten sind voll mit Meldungen über den Kampf gegen den IS. Was passiert aber abseits des militärischen Schlachtfeldes?

Orwoa Kanawati berichet auf al-Monitor über das erste Theaterstück, das in Aleppo nach Beginn des syrischen Aufstandes aufgeführt wurde. Salman Muhammad, ein syrischer Aktivist palästinensischer Abstammung, hat die Gruppe „Tariq el-Khebez“ (deutsch: Straße des Brotes) gegründet und das Stück „Dakakeen“ (deutsch: Läden) geschrieben. Es wurde vier 4 Tage lang im östlichen Teil Aleppos in einer Hochzeitshalle aufgeführt. Der Name der Gruppe ist in Anlehnung zum New Yorker Broadway entstanden. Die Theateraufführungen besuchte ein großes Publikum; darunter Zivilisten und ranghohe Oppositionelle, Familien, Frauen wie Männer. An den Wänden wurden Sprüche wie „Gebt mir ein Theater. Gebt mir Menschen.“ oder „Das Theater ist die Mutter aller Kunstformen.“ gesprüht.

Was aber bringt die AktivistInnen dazu, eine Aufführung in der „gefährlichsten Stadt der Welt“ durchzuführen? Das Stück spricht über Menschen mit verschiedenen Agenden; solche, die mit der Gewalt handeln und sich mit ihr arrangieren, und anderen, die einen Vorteil aus der Revolution ziehen oder ihre Positionen nach ihren Interessen oder den Interessen der Länder, die sie unterstützen, ausrichten – auf Kosten der Revolution des syrischen Volkes. Es sollen weitere Stücke folgen, sobald die Finanzierung sichergestellt ist. Hierbei werden nur Spenden aus dem engen Freundeskreis angenommen, da die Theatergruppe keine Hilfen von Institutionen erhält und es auch ablehnt, Logos, Slogans oder andere Werbung von GeldgeberInnen zu benutzen. „Dakakeen“ ist eines der ersten Werke in mehr als vier Jahrzehnten, welches nicht in sicherheitspolitischen Kontrollen des Assad-Regimes auf seine „Tauglichkeit“ überprüft wurde.

Mustafa al-Haj berichtet ebenfalls für al-Monitor über das Forum für Frieden, welches von syrischen Frauen betrieben wird. Diese haben eine neue Aktion gestartet, um friedliche Konfliktlösungen zu fördern. Das als „Peace Walls“ bekannt gewordene Projekt soll den Tod nicht verherrlichen oder jene diskreditieren, die gestorben sind. Die Initiative zeigt, dass die Menschen in Syrien Leben und Frieden verdienen und eine bessere Zukunft realistisch ist. Als erstes wurden in der Stadt An-Nabek Wandmalereien angebracht. Die Stadt, 80 km nördlich von Damaskus gelegen, wurde 2012 von Rebellen befreit, jedoch im Dezember 2013 durch das Regime zurückerobert. Die Idee hinter dem Projekt ist es, einer breiten Öffentlichkeit den Zugang zu dieser alternativen Form von Kunst zu ermöglichen. Diese Kunst soll als Botschafter des Friedens durch ein Team von Malerinnen und Freiwilligen aus verschiedenen Bezirken vorangetrieben werden. Der Slogan ist hierbei „vom Tod zum Leben“, weshalb die Wandmalereien auf Betonwände gesprüht werden. Die Bevölkerung der Stadt unterstützte die Aktivistinnen und brachte ihnen während der Arbeit Wasser und Nahrung. Diese Aktion ist positiv verlaufen und versucht, in Syrien Frieden durch das Engagement von Frauen voranzutreiben. Eine Fortführung in anderen Städten ist geplant, um das Konzept „vom Tod zum Leben“ auszubauen.

Mustafa al-Jalal berichtet auf Damascus Bureau über ein lokales Projekt in Kfar Nabel (Kafranbel), welches Kunst und Drama benutzt, um Jugendlichen und Kindern Freizeitaktivitäten zu ermöglichen. Die Stadt wird von oppositionellen Kräften regiert, liegt südlich von Idlib und hat ungefähr 30.000 EinwohnerInnen – und ist seit 2011 für seine Demonstrationen samt pointierter Karikaturen wie Spruchbänder bekannt. Um die 20 Frauen und Männer sind in der lokalen Initiative für Kinder und Jugendliche aktiv. Für einige Stunden am Tag können diese so den Krieg und seine Auswirkungen hinter sich lassen und mit Gleichaltrigen zusammen sein. Der Vorläufer dieser Aktion war der „Dignity Bus“. Die AktivistInnen sind zu Schulen gefahren, welche von Binnenflüchtlingen genutzt wurden. Dort wurden lehrreiche und unterhaltende Kinderlieder gesungen und Animationen gezeigt, was bei den Familien begeistert aufgenommen wurde. Die Initiative machte auf sich aufmerksam und bekam eine Spende von der Organisation für syrische Mütter, um ein Weiterbildungsprogramm in der Türkei zu besuchen.

Heute arbeiten die AktivistInnen in zwei Zentren mit ungefähr 700 Kindern zwischen sechs und 14 Jahren, in denen die Kinder psychologische Hilfe erhalten und bei vielerlei Aktivitäten wie Malen, Singen und Lesen mitmachen können. Der Leiter Firas al-Omar sieht Veränderungen bei den betreuten Kindern im Umgang mit dem Krieg und seinen Auswirkungen. Am Anfang wurden Bilder von Kampfflugzeugen, Panzern und anderen Waffen gemalt, während mittlerweile Blumen, Landschaften, Anime-Charaktere und Tiere im Vordergrund stehen. Es gibt Pläne, die „Oasen“ für die Kinder auch in Dörfern und Städten der Umgebung zu gründen.

Husam al-Zeer berichtet für ARA News über die oppositionelle „Movement of Syrian State-Building“ und ihr Bestreben, eine Initiative zum Schutz von Kinderrechten voranzubringen. Sie fordern die im syrischen Konflikt beteiligten Medien sowie militärische und politische Parteien dazu auf, ein Abkommen zu unterzeichnen, welches die Rechte von Kindern stärken soll. So sollen diese nicht für den Kampf eingezogen oder als Schutzschilde missbraucht werden. Des Weiteren sollten auch keine Schulen für militärische oder politische Ziele benutzt sowie Regionen angegriffen werden, in denen Kinder leben. Die Bewegung ruft alle Parteien dazu auf, den Kindern den Zugang zu Bildung zu ermöglichen und festgehaltene Jugendliche freizulassen. Das Zentrum für Frieden und Demokratie in Damaskus hat sämtliche im Abkommen geforderte Punkte aufgenommen. Der jüngste UNICEF-Bericht, im September 2014 veröffentlicht, geht mittlerweile von 6,5 Millionen syrischen Kindern aus, welche inner- oder außerhalb des Landes vom Bürgerkrieg betroffen sind.

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