Geostrategische Interessen

Syrien und Iran sind seit Jahrzehnten enge strategische Partner. Einst einte sie die Feindschaft zum Irak, dann fanden sie sich gemeinsam in der „Achse des Bösen“. Sie verbindet ihre israelfeindliche und anti-westliche Haltung. Mit dem Assad-Regime würde der Iran den letzten Verbündeten in der Region verlieren. Das würde insbesondere die libanesische Hisbollah treffen. Sie erhält […]

Syrien und Iran sind seit Jahrzehnten enge strategische Partner. Einst einte sie die Feindschaft zum Irak, dann fanden sie sich gemeinsam in der „Achse des Bösen“. Sie verbindet ihre israelfeindliche und anti-westliche Haltung. Mit dem Assad-Regime würde der Iran den letzten Verbündeten in der Region verlieren.

Das würde insbesondere die libanesische Hisbollah treffen. Sie erhält aus dem Iran via Syrien Geld und Waffen. Obwohl Assad im eigenen Land keine Islamisten duldet, hat er die Hisbollah im Libanon stets unterstützt, um seinen Einfluss auf die libanesische Politik zu behalten und um sich als Widersacher Israels zu stilisieren.

In den letzten zehn Jahren zählte die Türkei zu den großen Freunden des syrischen Regimes und Ministerpräsident Recep Erdogan verband eine Duz-Freundschaft mit Diktator Bashar al Assad. Doch nachdem die Türkei schon alle anderen arabischen Revolutionen begrüßt hatte, stellte sich Erdogan auch auf die Seite des syrischen Aufstands. Er will sein Land als Regionalmacht etablieren. Gleichzeitig wäre der Türkei eine autonome, vom PKK-Ableger PYD dominierte Kurdenregion im Norden Syriens ein Dorn im Auge.

Auch Saudi-Arabien und Qatar und mit ihnen der Golfkooperationsrat haben sich auf die Seite der arabischen Revolutionen in Tunesien, Libyen, Ägypten und Syrien gestellt. Die konservativen Monarchien hatten wenig für die arabisch-nationalistischen Despoten übrig und hofften auf islamistische Regierungen. Hierzu unterstützt Qatar die Muslimbrüder, während Saudi-Arabien auf die erzkonservativen Salafisten setzt.

Israel will eine sichere Grenze. Deshalb hätte die israelische Regierung lieber Assad als Herrscher behalten. Inzwischen sieht Israel, dass Assad keine Stabilität mehr garantieren kann und wertet zudem die Schwächung des Irans als positiv.

Die kritische Haltung Israels hat sicherlich auch die USA zögern lassen, für die Revolution Partei zu ergreifen. Prinzipiell setzen die USA auf Stabilität und Liberalisierung in der Region. Auch die lange Freundschaft mit Saudi-Arabien beeinflusst die amerikanische Politik.

Innerhalb der EU betreiben Frankreich und Großbritannien eine aktive Außenpolitik in Bezug auf die arabischen Länder. Vor allem Frankreich drängt auf die Unterstützung der Revolutionen, um seinen Einfluss im ehemaligen Kolonialgebiet auszubauen. Beide Länder haben die oppositionelle „Nationale Koalition“ diplomatisch anerkannt.

Eine eigenständige Syrienpolitik Deutschlands gibt es nicht. Als Wirtschaftspartner hingegen war die Bundesrepublik bisher in der Region hoch angesehen. Inzwischen hat sich das Auswärtige Amt unter Guido Westerwelle jedoch klar gegen den einstigen Geschäftspartner Assad positioniert.

Russland würde mit dem Sturz Assads den letzten engen noch aus der Zeit des Kalten Kriegs verbliebenen Verbündeten in der Region verlieren. Im syrischen Tartus haben die Russen ihren einzigen Flottenstützpunkt am Mittelmeer. Der ist jedoch nicht der einzige Grund für die Unterstützung des Assad-Regimes, da Russland auch die eigene Rolle in der internationalen Politik einkalkuliert.

Chinas Interesse an Syrien ist theoretischer Natur. Die Chinesen würden aus Tradition im UN-Sicherheitsrat nicht mit den USA gegen die Interessen Russlands stimmen.
 

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