Proteste in Erbin

Erbin: Gegen jede Form von Unrecht

Seit einer Woche demonstrieren die Bevölkerung und zivile AktivistInnen in Erbin gegen den Machtmissbrauch einer lokalen Rebellengruppe.

Proteste in Erbin

Erbin bleibt widerständig. Die Menschen in der östlich von Damaskus gelegenen Stadt protestieren seit Donnerstag letzter Woche gegen den Machtmissbrauch der örtlichen Rebellengruppe Faylaq al-Rahman. „Es gibt erhebliche Spannungen, weil sich der Sicherheitsdienst dieser Miliz ständig in zivile Belange einmischt“, sagt Abdulsattar, ein ziviler Aktivist und Partner von Adopt a Revolution in Erbin. „Sie beschuldigen Menschen die ihnen kritisch gegenüberstehen fälschlich Daesh (arabisches Akronym für „Islamischer Staat“) anzugehören, zu spionieren, oder homosexuell zu sein.“

Und bei willkürlichen Verhaftungen hört es nicht auf: In den Gefängnissen der Gruppe werde gefoltert, berichtet Abdulsattar. Außerdem herrsche in den Reihen der Rebellen Korruption – auf den Demonstrationen fragten die Leute: „Wo sind die Lebensmittel aus den Lagern?“

Deshalb fordern die Protestierenden, dass die militärischen Strukturen der Gruppe reformiert werden – der Sicherheitsdienst der Rebellen soll aufgelöst, die Gefangenen freigelassen und korrupte Angehörige der Brigade zur Rechenschaft gezogen werden. Mit ihrem unermüdlichen Druck auf die Miliz ist es den Demonstranten nun gelungen Verhandlungen zu erzwingen. Eine Delegation aus der Bevölkerung, der auch Abdulsattar angehört, hat am Dienstag erstmals die Führung der Miliz getroffen, um die Belange der Menschen durchzusetzen und die ursprünglichen Werte der Revolution gegen Faylaq al-Rahman zu verteidigen. Er ist optimistisch, dass sie Erfolg haben werden.

Wütende Demonstranten zünden Reifen an
Wütende Demonstranten zünden Reifen an

Proteste gegen die lokalen bewaffneten Gruppen sind in Ost-Ghouta nichts Neues. Seit Jahren macht die Bevölkerung ihrem Ärger über die unterschiedlichen – meist islamistischen – Rebellengruppen der Region immer wieder Luft. Erbin und die anderen Städte in ihrem Umland stehen seit 2013 unter Belagerung. Um den Schmuggel von Lebensmitteln und anderen Gütern zu erleichtern wurden geheime Tunnel gegraben. Sie stellen die Versorgung der Städte sicher, gehören aber – neben der Willkür und dem Machtmissbrauch der Kämpfer – auch zu den wichtigsten Streitpunkten. Die Tunnel sind die einzige Verbindung zur Außenwelt und stehen für gewöhnlich unter Kontrolle der Rebellengruppen, die die geschmuggelten Lebensmittel meist mit hohen Abgaben versehen, oder für eigene Zwecke zurückhalten, anstatt sie den Märkten zuzuführen. Humanitäre Organisationen gehen davon aus, dass bis zu 90 Prozent der Hilfe, die man in die östlichen Vororte von Damaskus lieferte, zweckentfremdet wurde. Dementsprechend fordern AktivistInnen die zivile Kontrolle über die Tunnel. Auch darum geht es während der gegenwärtigen Proteste.

Die Demonstrationen in Erbin zeigen: Die SyrerInnen sind nicht mehr bereit dazu, Unrecht zu dulden – gleich unter welcher Flagge es daherkommt.

Abdulsattar ist nicht nur Bürgerrechtler – der überzeugte Verfechter eines zivilen säkularen Staates ist einer von Adopt a Revolutions Ansprechpartnern, wenn es um die von uns unterstützten Schulen in Erbin geht. Schulen, die gegründet wurden, um die Bildung der Jugend nicht erzkonservativen, aus den Golfstaaten finanzierten Gruppen zu überlassen. Unterstützen Sie diese Arbeit mit ihrer Spende, um den Kindern von Erbin eine Zukunft trotz Krieg und Belagerung zu ermöglichen!

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