Eine Art, Tabuleh zu machen

von Ahmad T. Während man in der östlichen Ghouta eingeschlossen ist, wird einem bewusst, warum Tabuleh eine wichtige Sache ist, die es rechtfertigt, darüber zu schreiben. Hätte uns Elektrizität zur Verfügung gestanden, dann hätten wir einen Film in bester Qualität gedreht. Ein alter Verkäufer sitzt vor seinem Geschäft und betrachtet durch seine dicken Brillengläser die Vorbeigehenden. Er […]

von Ahmad T.

Während man in der östlichen Ghouta eingeschlossen ist, wird einem bewusst, warum Tabuleh eine wichtige Sache ist, die es rechtfertigt, darüber zu schreiben. Hätte uns Elektrizität zur Verfügung gestanden, dann hätten wir einen Film in bester Qualität gedreht.

Ein alter Verkäufer sitzt vor seinem Geschäft und betrachtet durch seine dicken Brillengläser die Vorbeigehenden. Er vertreibt die Bettler und beschimpft die Kinder.
In dem sonst leeren Schaufenster seines Ladens bietet er als Einziges groben und feinen Bulgur auf kleinen Tellern an.

Ich konnte mir schon denken, warum dort nichts außer ein paar Gramm Bulgur waren.
Und dann antwortete der Verkäufer auf meine Frage: „Mir sind nur 200 Gramm geblieben, der Preis dafür ist 850 Lira. Willst du, dass ich es für dich wiege?“ Wenige kaufen in der Ghouta Bulgur für diesen Preis. Der Verkäufer fordert das Geld, noch bevor er die Ware herausgibt. Niemand ist sich sicher, dass man nicht wegrennt, nachdem der Bulgur in der Tüte ist, die man in den Händen trägt. Der alte Mann dreht die Münzen und zählt sie viele Male. Er nimmt fünfzig Lira, die er gegen die Sonne hält und sagt: „Die sind alt, gib mir andere!“

Während ich immer noch dabei war, die besten Münzen auszuwählen, um sie dem alten Verkäufer zu geben, ging ein anderer Verkäufer mit seinem Wagen vorbei: „Der Salat ist eine Gans, Petersilie ist eine Braut. Alles aus gutem Wasser!“ Ich bezahlte den alten Verkäuferو eilte zum Wagen und kaufte eine „Gans“ und eine „Braut“.

Ich kehrte zu meinen Freunden zurück. Doha bereitete sich vor, für die Zubereitung des Gerichts mit dem Schneiden und dem Einweichen zu beginnen. Alle riefen begeistert als Ru’a hereinkam und etwas Sensationelles in den Händen trug: Eine Zitrone! Da war nichts mehr, was uns von unserem „Tabuleh-Projekt“ abhalten konnteو nachdem nun die natürliche Säure vorhanden war. Obwohl es offensichtlich war, dass dieses Stück Zitrone ein Jahr alt war. Aber die Zitrone lebte noch, obwohl ihr Inneres beinahe ausgetrocknet war.

Nun konnte die Arbeit der Werkstatt beginnen. Die Salatblätter wurden geteilt und gewaschen, während die Petersilie geschnitten und in eine große Schüssel gegeben wurde. Die Petersilie wartete auf die Tomatenstücke. Doha beharrte darauf, diese in kleine Stücke zu schneiden, um es mit dem Rest zu vermanschen. Wir waren mit allem einverstanden bis es Zeit wurde, die Zwiebeln zu schneiden.
Doha war dagegen, die Zwiebel in Stücke zu zerschneiden. „Weich und klein“ muss die Zwiebel sein. Doha beharrte darauf, dass der Geschmack der Zwiebel am Ende deutlich ist. Wir kamen darüber ein, dass die Stücke lang sein werden und Doha nannte es „Transchaat“. Es wurde nur ein Stück Zwiebel benutzt und wir beauftragten Yassir die Salatblätter auf dem fertigen Gericht zu verteilen und die Dekoration zu vollenden. Er hat einen sehr guten Geschmack und war davon auch überzeugt, während er die grünen Blätter verteilt.

Als der Muezzin zum Abendgebet rief, war das Essen fertig, welches wir umzingelten und aufgeregt darauf schauten, was wir in Mitten der Belagerung vollbracht hatten. Wir streckten unsere Löffel zum Essen aus, aber es kam nicht bei allen Mündern an. Ein neuer Luftangriff begann und es hörte sich sehr nah an.
Doha bekam Angst, denn ihr Haus ist weit weg. Der nächtliche Luftangriff ist überall.
Sie fragte: „Wie komme ich nach Hause?“, während wir alle Tabuleh aßen und nicht darüber nachdachten, was sie sagte.

Am Morgen sagte Doha: „Hört mit allem auf, was uns vom Protestieren abhält, wie es mit dem „Tabuleh-Projekt gewesen ist.“ Sie brach nach Hause auf an einem Morgen, an dem keine Bomben fielen.

Dieser Artikel erschien am 03. Mai 2015 in der Zeitschrift Souriatna, diese Übersetzung ist das Ergebnis einer Kooperation zwischen der wöchentlichen Zeitung und Adopt a Revolution. In regelmäßigen Abständen werden wir die Übersetzungen von Artikeln auf unserem Blog veröffentlichen und hoffen, so einen Zugang für die deutschsprachigen LeserInnen schaffen zu können. Vielen Dank an die beiden ÜbersetzerInnen Katrin Benzenberg und Benjamin Vrucak, die einen großen Teil dazu beitragen und dies ermöglichen!