Aus der Asche – Bericht aus Qudssaya

Bericht des Komitees Qudssaya „Aus der Asche“ – so haben die AktivistInnen in Qudssaya die Ausstellung genannt, die am 18.03.2013 in einem Haus eröffnet wurde, das nach einer Bombardierung durch die Armee des Regimes komplett ausbrannte. Nach der Sanierung wurde dieses Haus für die Ausstellung der Zeichnungen von Kinder zur Verfügung gestellt. Das Projekt soll […]

Bericht des Komitees Qudssaya

„Aus der Asche“ – so haben die AktivistInnen in Qudssaya die Ausstellung genannt, die am 18.03.2013 in einem Haus eröffnet wurde, das nach einer Bombardierung durch die Armee des Regimes komplett ausbrannte. Nach der Sanierung wurde dieses Haus für die Ausstellung der Zeichnungen von Kinder zur Verfügung gestellt. Das Projekt soll vor allem den Kinder helfen ihre Gefühle in einer geschützten Atmosphäre Ausdruck zu bringen, die ein Elternteil verloren haben. Dazu malen sie mit den wenigen vorhandenen Mitteln also mit Stiften und Farbe Bilder. Nur eingeweihte Personen wissen von dem Haus, da Qudssaya noch nicht befreit ist. Die Stadt zählt circa 300.000 Einwohner und ist umgeben von vier kleineren Siedlungen, die als regimetreu gelten und Ausgangsorte für die Einsätze der Schabbiha sind, die Qudssayas AktivistInnen das Leben schwer machen.

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Bilder: Projekt “Aus der Asche” im vom Komitee Qudssaya sanierten Haus.

Qudssaya wird wie die meisten Städte im Umland von Damaskus bombardiert. Die Bombardierungen erfolgen jedoch in etwas größeren Abständen, sodass viele Leute in der Stadt Zuflucht suchen. Die Zahl der zugezogenen Familien wird auf circa 4.000 geschätzt. Die AktivistInnen des Komitees Qudsayya versuchen in Zusammenarbeit mit dem Lokalen Rat die Versorgung dieser Binnenflüchtlinge zu gewährleisten und sich um Unterkünfte zu kümmern. Ein Aktivist fasst zusammen: „In Qudssaya wirst du keinen finden, der auf der Straße schlafen muss“. Die AktivistInnen verteilen außerdem Lebensmittelkörbe, Medikamente, Matratzen und Decken und versuchen die Verbrechen des Regimes zu dokumentieren.

Natürlich gibt es einige Dinge, die diese Arbeit erschweren: Viele Mitglieder des Komitees wurden inhaftiert oder mussten flüchten und auf dem Weg nach und aus Qudssaya besteht immer die Gefahr, inhaftiert oder sogar erschossen zu werden. Auch finanzielle Mittel fehlen uns. Wir müssen noch Kameras und Drucker kaufen, Papier und Tinte anschaffen und natürlich Wohnungen und Internet bezahlen. Wir können das größtenteils nicht mehr selber finanzieren und sind auf die Unterstützung der FreundInnen unserer Revolution angewiesen.

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Video: Bombardierung Qudssayas im Oktober 2012.

Trotzdem planen wir die Herausgabe einer Zeitschrift. Wir wollen darin detailliert erklären, welche Ziele wir verfolgen und wie wir uns das neue Syrien vorstellen. Wir möchten zeigen, dass wir keine radikalen Salafisten sind. In unserem Komitee arbeiten Männer und Frauen gleichberechtigt zusammen. Muslime, Christen und Drusen engagieren sich gemeinsam, unter ihnen viele StudentInnen und AkademikerInnen.


Bericht des Lokalen Rats Qudssaya

Schon in den ersten Tagen der Revolution mussten die SyrerInnen erkennen, dass es großer Opfer bedürfen würde, um sich vom Assad-Regime zu befreien. Und so kam es: Tausende Tote und Vermisste, zerstörte Städte und die von dort flüchtende Bevölkerung. Angesichts dieser Entwicklung wurden humanitäre Hilfe und die Frage der militärischen Verteidigung zu zentralen Problemen. Auch Qudssaya entwickelte sich von einer der ersten Städte, die mit allen möglichen Aktivitäten zur Revolution beitrug zu einem Zentrum der Zuflucht für SyrerInnen aus den Krisenregionen. Unseren Brüdern und Schwestern zu helfen ist für uns eine Pflicht. Für uns sind sie keine lästigen Flüchtlinge, sondern wir betrachten sie als unsere Gäste.

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Video: Vorbereitung der Zuckerrationen für Lebensmittelkörbe.

Der Lokale Rat versucht nach Möglichkeit alle alltäglichen Güter zur Verfügung zu stellen und sie gerecht unter den Bedürftigen zu verteilen, sodass wenigstens deren Grundbedürfnisse gesichert sind. So packen wir beispielsweise Lebensmittelkörbe und verteilen sie. Dabei machen wir keinen Unterschied zwischen den BürgerInnen Qudssayas und den Flüchtlingen aus anderen Regionen. Der Lokale Rat scheut keine Mühe, um seinen Brüdern und Schwestern zu helfen und seine Mitglieder sparen nicht an Kraft, um diese Arbeit auszuführen. Auch die Entmutigung und Frustration derjenigen, die aufgegeben haben und die Verunsicherung derer, die sich nicht engagieren, kann uns nicht von unserer Arbeit abbringen.

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Video: Lebensmittelkörbe werden gepackt: Reis, Zucker, Bulgur, Linsen, Nudeln, Tee und anderes.

Die Komitees arbeiten mit im Lokalen Rat, der versucht, die verschiedenen Bereiche des Lebens zu koordinieren. Er ist das Bündnis der Oppositionskräfte, in dem Meinungen und Positionen der verschiedensten Gruppen zusammenkommen. Der Lokale Rat besteht aus dem Medienbüro, dem Büro für humanitäre und dem für medizinische Hilfe, dem Büro für sonstige öffentliche Dienste sowie dem Büro für militärische Angelegenheiten. Aus jedem Büro gibt es theoretisch eine Vertretung im Lokalen Rat, die die jeweiligen Anliegen vertritt. Momentan beschränkt sich die Arbeit des Lokalen Rates jedoch auf den Medienbereich und humanitäre Hilfe, sodass sich der Lokale Rat Qudssaya momentan aus AktivistInnen des humanitären Hilfsbereich und des Medienbereich sowie aus Mitgliedern der Freien Syrischen Armee zusammensetzt.

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